[Diesen Text schrieb vor etwa 12 Jahren als einen Versuch in lyrischer Prosa, angelehnt an die Texte Georg Trakls.]
Des Fragens mächtig ging sie hinauf in die Höhen, um den blutroten Himmel zu sehen. Ihr Gesicht, von Pein geprägt und schmerzverzerrt, weinte schwarze Tränen. Das weiß Gewand, die Hände zart zitterten im Wind. In ihren Kopf drangen die Schreie des Engelskrieges; und ohne zu gehen, ging sie doch. Über totes Gebein stolpernd fragte sich die Engelin, gefallen vom Firmament und nun ewig gebunden auf Erden, verschmierte Flügel im Reich.
Visionen des Schreckens, Ohnmacht des Handelns; vor das Licht gezerrt, glaubte sie den Frieden auf blauem Ball. O, sieh die Herrlichkeit in Ewigkeit; Leben – ein Brei aus Schmerz, Dämonie und Gewölk im Geist. Donnerndes Geröll aus Schutt und Asche umgibt sie in der Tage Einsamkeit Kühle. Schmerz durchbohrt ihren Leib – Vergänglichkeit in Ewigkeit. Blutend ihre Seele legte sie sich in weiches Grün. Gefallen in Dunkelheit, ein Meer von Düsternis; ein Traum melancholisch süß schien sie zu halten in wachem Schlaf.
An ihren Augen vorbeizog ein Geroll von Nebel blutig-schwarz. Sturmgemetzel silberblank; verrostet die Leiber auf kahler Flur. Gelbbrauner Regen zerfrißt die Haut; blanke Schädel ragen aus erdigem Brei. Kreischendes Singen hinter dem Horizont von schleimig-schwüler Traurigkeit. Verkündung einer Wehklage oder Ausdruck überwältigender Wut? Geschmeidig ein Dolch glitt durch ihr Herz. Aufgewacht aus hohlem Traum der Nacht, starb sie und wurd‘ zu Staub sie. Doch der Schrei der Lebenden tönte weiter durch blutrote Nacht.