Es ist nicht einfach, immer das richtige Augenmaß zu halten bei Begegnungen. Menschen sind dafür zu vielschichtig, oder besser: ihre Landschaften sind unübersichtlich und zerklüftet. Beim ersten Zusammentreffen sind die oberflächlichen Profile sichtbar. Das Außen als Unscheinbares will sich als den ersten Urteil bildenden Eindruck aufdrängen. Und schafft es hin und wieder ganz besonders stark. Kaum wurde das erste Wort gewechselt, scheint entschieden, ob die Person einen weiteren Umgang wert ist. Meist kommt doch ein Gespräch zustande und verändert nichts. Die berühmte Nasenspitze hat schon gesiegt, bevor sich der Apparat überhaupt um ein Kennenlernen bemüht. Die sich darbietende Landschaft ist zu uninteressant, zu flach und einfach. Bliebe das Gelände diffus, schwach beleuchtet im Nebeldunst liegen, gäbe es einen Reiz, die Täler, Gräben, Ebenen und Gebirge weiter zu erkunden. Dann kommt alles anders.
Die Freundlichkeit, Fröhlichkeit und Aufgeschlossenheit, das Lächeln einer Person können so mächtig sein, dass der erste Eindruck nur alles verschlimmern würde, bliebe er absolut. Zunächst bringt es das Getriebe auch zum Stottern. Dieser positive Nebeneffekt bringt einen kleinen Rückzug mit sich. Die eigene, die selbst-bekannte Topographie wird noch einmal durchforstet. Eine Gebirgskette mit gleichem Namen taucht auf, auch wenn diese möglicherweise nie so groß wurde wie die andere. Ein weiteres Plateau, das sich anschließende Tal sind nicht unbekannt. Im nächsten Gespräch funkeln die Augen. Die Freude darüber, dass sich die Gräberfelder des Gegenübers weiter ausbreiten. Eine Erschütterung in unbekanntem Land. Die eigene Karte vervollständigt sich, während die andere zu einem Gemälde wird. Verklärung; ein Graben, ein Riss wird übersehen, obwohl er klar vor Augen steht. Die Begeisterung wird genährt durch dunkle, künstlich errichtete Türme, die marode werden und anfangen, zu bröckeln. Und da ist der Gedanke. Das Räderwerk bleibt stehen, weil es dieses Bild festhalten will. Verliebt scheint einmal mehr kein Ausdruck dafür. Zu schwach sind Wörter zuweilen. Die Sprache bleibt stumm. Im Innen brennt ein Feuer. Aufgebläht wird dadurch nur der Weg von Nichts zwischen den Schädelplatten. Der restliche Organismus zieht sich hingegen zusammen wegen des Unterdrucks, den das Klopfen herstellt.
Dann kommt der Moment, in dem alles zerberstet, kein Unterschlupf mehr zu finden ist und die Enden so weit ausgefranst sind, dass die Kraft, sie weiter zu erkunden, fehlt. Eine Enttäuschung mit wohlmeinenden Worten. Es öffnet sich kein Abgrund. Die eigenen Wurzeln finden wieder Halt und graben sich tiefer. Der feste Boden ist zu Beginn noch ein Stolpern. Türme sind restauriert. Ein Fort ist in der Ferne zu sehen. Auf dem Weg ist vermintes Gelände; plötzlich Asphalt mittendrin, auf dem sich mehrere Schatten drängeln. Es entstehen mehr und mehr Situationen, die sich an Peinlichkeiten überbieten. Kurzschlüsse bleiben nicht aus. Plötzlich ist alles vorbei. Alles verschwimmt zu Banalitäten. Nichts scheint mehr angebracht als der praktische Schritt. Die Richtung ist gleich; nur die Aussicht zählt. Nützlichkeit hat ein weiteres Mal den Vorrang, und es ist ungewiss, wie lang es diesmal dauert. Verschwunden sind die heißen Wellen, die Blüten, die Farben. Zurück bleibt karges Land; Wüste und graue Wände.
Wer ist Franz???
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Schreibfehler. ^^
Danke für den Hinweis.
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